Das Ziel der Masthuhn-Initiative ist es, die Tierschutzstandards in der Hühnermast nennenswert zu erhöhen. Derzeit ist nicht absehbar, ob und wann die Bundesregierung oder die EU rechtliche Vorgaben machen werden, die den Stand der Wissenschaft zu diesem Thema umsetzen und weitreichende Verbesserungen vorschreiben. Deshalb geht die Masthuhn-Initiative einen Zwischenschritt, der auch ohne eine Änderung der politischen Rahmenbedingungen machbar ist.
Lebensmittelunternehmen, die verbesserte Tierschutzstandards etablieren wollen, setzen die Vorgaben der Masthuhn-Initiative um. Durch die Einhaltung dieser Kriterien tragen sie entscheidend zu einem nachhaltigen Wandel in der Lebensmittelwirtschaft bei.
In der konventionellen Hühnermast und bei vielen Tierschutzlabeln stellt der Einsatz von Zuchtlinien, die auf schnelle Gewichtszunahme gezüchtet sind, ein großes, wenn nicht sogar das größte Problem dar. Die Tiere leiden unter ihrem genetisch bedingten unnatürlichen Körperbau und können dadurch ihren artbedingten Verhaltensweisen oft nur eingeschränkt nachgehen. Andere Kriterien wie mehr Platz, Beschäftigungsmaterial etc. können von den Vögeln kaum genutzt werden, da das Tier aufgrund eines durch Überzüchtung deformierten Körperbaus beispielsweise eine bereitgestellte Sitzstange nicht erreicht.
Platzmangel & Langeweile
In der heute in Deutschland üblichen Hühnermast leben bis zu 26 Tiere auf einem Quadratmeter. Sie werden in kargen, künstlich beleuchteten Ställen gehalten, in denen es praktisch nichts für sie zu tun gibt, außer zu fressen und zu trinken. Zum Ende der Mastperiode sitzen die Tiere zudem so dicht an dicht, dass sie sich kaum noch bewegen können.
Seit 2016 steigt der Einsatz von Antibiotika in der Hühnermast stetig und die damit verbundene Gefahr für uns Menschen, durch multiresistente Keime zu erkranken. Durch die von der Masthuhn-Initiative vorgeschriebenen Haltungsbedingungen sinkt auch der Antibiotikabedarf der Hühner.
Knochendeformationen
Fußballenentzündungen
Hautentzündungen bis hin zur Entstehung von Brustblasen
Die Masthuhn-Initiative zielt darauf ab, die angesprochenen Probleme effektiv zu lindern – unter der Prämisse, dass die Preisaufschläge für Unternehmen wirtschaftlich vertretbar bleiben. Dafür bietet sie drei Möglichkeiten:
Die Nutzung von Stufe 3 des Haltungsform-Systems mit Zusatzkriterien (“Haltungsform 3+”):
Es werden ausschließlich ECC/RSPCA-zertifizierte Zuchtlinien verwendet,
die Hühner werden in mehrstufigen CO2-Systemen oder mit inerten Gasen betäubt (Verzicht auf die Elektrowasserbad-Betäubung),
es werden keine Verschlechterungen der Haltungsform-3-Kriterien zugelassen und
die Unternehmen entwickeln und veröffentlichen einen Zeitplan zur Umstellung.
Die Nutzung oder Entwicklung eines Konzepts, das über die ECC-Kriterien oder die von Haltungsform 3+ hinausgeht.
Rechtlicher Standard
European Chicken Commitment
Haltungsform 3+
Zucht
stark überzüchtet
begrenzt
begrenzt
Platz
bis zu 26 Tiere pro m² (39 kg/m²)
bis zu 20 Tiere pro m² (30 kg/m²)
bis zu 19 Tiere pro m² (29 kg/m²)
Auslauf
keiner
keiner
Zugang zu Außenklimabereich
Vorgreifen
unbegrenzt
maximal 1x
unbegrenzt
Licht
20 Lux, teilweise Tageslicht
50 Lux, inkl. Tageslicht
20 Lux, teilweise Tageslicht
Sitzstangen
keine
2 m pro 1.000 Tiere
keine
Beschäftigungs- material
keine
2 Gegenstände pro 1.000 Tiere
Je angefangener 150 m² mind. 2 Gegenstände
oder pro 2.000 Tiere mind. 3 Stroh- oder Heuballen und pro 1.000 Tiere 1 Pickgegenstand
Haltungssysteme
bei Importen Käfighaltung möglich
keine Käfige
keine Käfige
Betäubung vor der Schlachtung
unzuverlässige Betäubung
zuverlässige Betäubung
zuverlässige Betäubung
Kontrollen
keine Kontrollen vorgeschrieben
Audits durch unabhängige Dritte
Audits durch unabhängige Dritte
Lebensmitteleinzelhändler verpflichten sich, die Kriterien für alle konventionellen, frischen und gefrorenen Eigenmarkenprodukte, die 50 % oder mehr Hähnchenfleisch enthalten, sowie für die konventionelle Ware in den Theken umzusetzen.
Großhändler verpflichten sich, mindestens ein Produkt in ihrem Sortiment anzubieten, das die Kriterien erfüllt.
Produzenten von Hähnchenfleisch verpflichten sich, bei entsprechender Nachfrage Produkte bereitzustellen, die die Kriterien erfüllen.
Der Zeitrahmen
Unternehmen schließen die Umstellung zwischen 2026 und 2030 ab – in Einzelfällen auch früher. Wenn die Umstellung nach 2026 erfolgt, muss eine Roadmap erstellt und veröffentlicht werden.
Alle Unternehmen berichten jährlich über ihre Fortschritte.
Label
Die folgenden Label erfüllen die Kriterien der Masthuhn-Initiative oder können mit Zusatzvereinbarungen genutzt werden. Details finden Sie weiter unten im Labelvergleich.
Alle Unternehmen berichten jährlich über ihre Fortschritte.
Labelvergleich
Unserem Labelvergleich können Sie entnehmen, ob die o.g. Label alle Kriterien der Masthuhn-Initiative erfüllen, oder ob zur Nutzung zusätzliche Vereinbarungen notwendig sind. Zu anderen weit verbreiteten Standards zeigt der Vergleich im Detail, weshalb sie nicht geeignet sind.
Lieferanten
Diese Unternehmen haben uns mitgeteilt, bereits jetzt oder in naher Zukunft Produkte für den deutschen Markt liefern zu können, welche die Kriterien der Masthuhn-Initiative erfüllen.
Eine Übersicht aller international tätigen Lieferanten und Produzenten, die die Initiative bereits unterstützen, finden Sie hier.
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Teilnehmende Unternehmen
Diese in Deutschland tätigen Unternehmen sind der Masthuhn-Initiative beigetreten. Die Selbstverpflichtungen dazu finden Sie durch einen Klick auf das jeweilige Logo.
Entwicklung über die Zeit
Hier sehen Sie, wie sich die Zahl der Unterstützer in Europa und Nordamerika bislang entwickelt hat.
Der Initiative beitreten
Möchte auch Ihr Unternehmen durch die Masthuhn-Initiative Verantwortung übernehmen? Das Team der Albert Schweitzer Stiftung ist für Sie da, um Ihre Fragen zu klären und Sie bei diesem bedeutenden Schritt zu unterstützen. Eine Beteiligung an der Initiative trägt wesentlich zu Ihren Nachhaltigkeitszielen bei und schärft Ihre Position als fortschrittliches Unternehmen.